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SPD Ortsverein Wiesoppenheim

Im Rollstuhl auf Luthers Spuren

Kommunales

Worms, den 20. Juli 2017

Die SPD Arbeitsgemeinschaft Selbst Aktiv hatte zu einer barrierefreien Stadtführung eingeladen. Vorstand Maria Unterschütz und Helmut Bauer hatten auch Rollstühle organisiert, um den Gästen die Möglichkeit der „Selbsterfahrung“ zu geben. Mal die Perspektive zu wechseln und sich in die Situation eines Rollifahrers bzw. Rollifahrerin zu versetzen wurde an diesem Vormittag für manchen „Tourist“ zur wertvollen Erfahrung.

„Die Mobilität vieler Menschen ist eingeschränkt. Die Gründe dafür sind vielseitig. Deshalb trägt die Gesellschaft die Verantwortung, dass „jeder“ Mensch ein Recht auf Teilhabe erhält,“ so Vorstandssprecherin Unterschütz. Das war auch unsere ursprüngliche Idee für diesen besonderen Rundgang oder „Fahrt“.

„Wir wollten deshalb mal erfahren, wie es für mobilitätseingeschränkte Menschen ist, wenn sie die Wormser Sehenswürdigkeiten sich anschauen wollen“, erklärt Bauer. Wir möchten gerne alle Touristen willkommen heißen, auch die, die nicht mehr mobil sind oder andere Beeinträchtigungen haben. Morgen könnten wir selbst betroffen sein.

Stadtführerin Heike Schreiber-Wolsiffer von Citytours Worms führte die Gruppe hervorragend auf Luthers interessanten Spuren durch Worms.

Treffpunkt und Start war am Weckerlingplatz. Schon hier gab Interessantes zur Magnuskirche, der ältesten Kirche in Worms. Auf Anfrage ist die Kirche durch einen Seiteneingang auch für Rollis zugänglich und kann besichtigt werden.

Von Beginn an wurde deutlich, dass die 10-köpfige „Touristengruppe“ zu der gehbehinderte Menschen und auch eine Elektro-Rollstuhlfahrerin als Gäste dabei waren, sich nur langsam und angemessen auf dem jeweiligen Straßenbelag, fortbewegen konnte.

Zum barrierefreien Domeingang zu gelangen war angesichts des Tribünenaufbaus für die Nibelungenfestspiele ein besonderes Hindernisrollen für die Rollstuhlfahrer. Immerhin ist ein Zuweg über die Schlossgasse zum Nebeneingang des Doms möglich. Ein Schild mit Telefonnummer an der Tür kann weiterhelfen, wenn man die Tür nicht selbstständig öffnen kann, was schwierig ist. Wie sich herausstellte ist dafür der Pförtner zuständig, dem hilfesuchenden Rollstuhlfahrer dabei zu unterstützen die Flügeltür zu öffnen. Dieser war aber ganz überrascht ob seiner Aufgabe. Allzu oft wurde diese Hilfe wohl bisher nicht in Anspruch genommen worden. Man behilft sich halt oft selbst.

Auf dem Rückweg wurde ein Absatz auf dem Weg, der wohl durch die vielen Bauarbeiten entstanden war zum fast unüberwindbarem Hindernis. Mit viel Krafteinsatz der Rollstuhlbegleiter konnte die Gruppe das „Hindernis“ überwinden. Eine Schippe Zement zum Ausgleich würde Wunder wirken! Bedingt durch den Tribünenaufbau konnte die Rollizufahrt in den Heylshofpark nicht angesteuert werden. Nicht immer ist Stadtführerin Schreiber-Wolsiffer über die veränderten Zugangsmöglichkeiten durch Baustellen und Veranstaltungen informiert. Hier gibt es wohl noch Verbesserungsmöglichkeiten in der Kommunikation mit der Verwaltung.

Im Stadtgraben machten sich der neue Gehweg und das verlegte Pflaster sofort als „Rennbahn“ bemerkbar. Mühelos rollte die Gruppe weiter Richtung Lutherdenkmal. Sitzen können und ausruhen auf den Bänken unterwegs hat angesichts der Gruppenzusammensetzung besondere Bedeutung. „Immer mal wieder ein Päuschen tut gut“, so eine Teilnehmerin.

Am Denkmal der Opfer des Nationalsozialismus hielten die Teilnehmer der Stadtführung inne. Es entwickelte sich eine rege Diskussion zum Thema Rechte für behinderte Menschen.

Nächste Station, die Schuhe Luthers sollen besucht werden. Und so ging es zum Haupteingang des Heyshofs und über eine Rampe in den Park. Wie gut, dass zur Anlieferung des Caterings für die Festspiele eine Rampe zur Auffahrt in den Park vorhanden ist. Hinweise findet man nicht.

Die Schuhe Luthers konnte man allerdings nur über den Rasen erreichen. Hier hätte eine weitere Rampe sehr geholfen. Auf den Rückweg wurden parkende Autos einer Hochzeitsgesellschaft im Tor zum Haupteingang zum fast unüberwindbaren Hindernis. Die Rollstühle mussten mit größter Vorsicht vorbei manövriert werden.

Am Lutherdenkmal, dem Größten der Welt übrigens, wünschte sich Birgit Gobat-Bernhard , Pfarrerin der Gehörlosenseelsorge Mainz und Worms-Wonnegau für gehörlose Besitzer eines Smartphone ein App die auch dieser Personengruppe die Möglichkeit geben könnte sich zu informieren.

Weiter ging der Weg zum Tastmodell am Obermarkt. Leider fehlt für blinde Menschen ein Leitsystem, das die sehbeeinträchtigten BesucherInnen zum Tastmodell führt. Das gilt auch für das Modell am Domhaupteingang.

Am Ende der Stadtführung machte sich ein natürliches Bedürfnis bemerkbar. Dank eines Euroschlüssels konnte die Toilette für behinderte Menschen auf dem Parkhaus Ludwigsplatz geöffnet werden. Aber leider nicht benutzt werden. Sie glich eher einem Zwischenlager für diverse Putzutensilien als einer Toilette. Die sehr saubere und mit einem Vorratsschrank ausgestattete Toilette machte es allerdings unmöglich mit einem Rollstuhl eine Position einzunehmen, um sich auf die Toilette zu hieven. „Einfach gedankenlos zugestellt“, bemerkt Maria Unterschütz, die sich selbst in einen Rollstuhl gesetzt hatte. Ein Hinweis an den GBB der Stadt Worms im Nachgang hat bereits Abhilfe geschaffen. Die Verwaltung reagierte prompt.

Vermisst haben alle Teilnehmer der Stadtführung Hinweise zu benutzbaren Toiletten für behinderte Menschen. Es gibt zwar Informationsstehlen in der Stadt, aber die Infos für gehandicapte Menschen sind nicht vollständig aufgeführt.

Schwer ist es auch für Touristen bei der Auswahl ein schönes Lokal zu finden, dass barrierefrei ist und auch noch eine entsprechende Toilette hat. Auch hier sind die Hinweise äußerst spärlich. Das gilt auch für die Hotelsituation in Worms.

Mittlerweile gibt es eine neue digitale Stadt-Worms-App. In wieweit diese auch auch für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen eine Hilfe sein kann, wird sich der Arbeitskreis Selbst Aktiv genau anschauen. Positiv schon mal, dass es gesprochene Texte zu den Sehenswürdigkeiten gibt.

„Wir möchten diese Aktion fortsetzen und auch noch weitere Sehenswürdigkeiten besuchen“, stellt Bauer abschließend fest. Der heilige Sand, die Synagoge und das Raschi-Haus stehen als nächstes auf unserem Besuchsprogramm.

Der Tourismus in Worms wächst und ist ein Bereich, der als Wirtschaftsfaktor immer größer wird. In den städtischen Gremien wird derzeit ein neues und aktuelles Tourismuskonzept entwickelt. „Wir sind gespannt, wie diesen Fragen des barrierefreien Tourismus im Konzept Rechnung getragen wird“, so Unterschütz. Gerne bringen wir unsere Erfahrungen als Arbeitsgemeinschaft ein, damit der Wormser Tourismus noch inklusiver werden kann und die kommenden Ereignisse wie Dom-Weihe, Rheinland-Pfalz-Tag und andere Events wirklich allen Menschen zugänglich sind, sind sich die AG-TeilnehmerInnen einig.

 

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